Religious Flows in the Roman Empire


Im Römischen Reich in der Kaiserzeit gab es eine bemerkenswerte Ausbreitung „orientalischer“ Kulte. Unter der Fragestellung des Exzellenzclusters „Asia and Europe in a Global Context: Shifting Asymmetries in Cultural Flows” möchte das Projekt D7 (Oriental Religions) das Augenmerk schärfer als bislang üblich darauf lenken, dass die Übernahme dieser Religionen durch die Römer eine bemerkenswerte Gegenrichtung zum in dieser Zeit sonst dominierenden politischen Zentrum sowie der oft als „Romanisierung“ bezeichneten kulturellen Bewegung darstellt. Gleichzeitig sollen die verschiedenen orientalischen Kulte auch unter dem Aspekt verglichen werden, wie einheitlich sie sind. Deshalb wurden bewusst der Isis-Kult und der Mithras-Kult ausgewählt, von denen der erste sehr substantiell durch ägyptische Quellen im Ursprungsland hinterfüttert werden kann, während beim zweiten aufgrund der dürftigen älteren Dokumentation schon diskutiert werden muss, inwieweit es sich vornehmlich um eine griechisch-römische Neuschöpfung handelt, die dann in ihre vorgeblichen Ursprungsgebiete zurückimportiert wurde. Es wird darum gehen, vom simplistischen Modell einheitlicher Phänomene für die „orientalischen Kulte“ wegzukommen und sowohl die Unterschiede zwischen diesen Kulte als auch die regional durchaus sehr differenzierten Ausprägungen eines einzelnen Kultes gebührend anzuerkennen.

Für den Isiskult sind die materiellen Grundlagen in Form von Korpora der Inschriften und archäologischen Funde insbesondere durch Bricault (einer der Teilnehmer der Tagung) gelegt. Versuche einer Gesamtwürdigung, wie sie insbesondere von Merkelbach versucht wurden, sind noch nicht zu allgemein anerkannten Ergebnissen gekommen. Die in den letzten von Seiten der Ägyptologie (z.B. Doussa, Quack und Stadler) durch stärkere Heranziehung später Quellen (einschließlich mancher unpublizierter Texte) verstärkt nachgewiesenen Verbindungen zum Isiskult außerhalb Ägyptens harren noch einer endgültigen Bewertung und Gesamteinordnung. Für den Mithraskult ist die verfügbare Zusammenstellung durch Vermaseren in höherem Maße ergänzungsbedürftig. Sammlungen von Inschriften sind verfügbar und geben vorrangig über die Sozialstruktur der Anhänger Auskunft, weniger dagegen über die im Hintergrund stehenden religiösen Vorstellungen. Diskussionen über die Bilderwelt sind hinsichtlich der dargestellten mythischen Episoden vielfach noch zu konträren Ergebnissen gekommen, besonders die Frage astraler Hintergründe bestimmter Bildmotive wird höchst kontrovers beantwortet.

Die Tagung vereint Vertreter der Fächer Ägyptologie, Klassische Archäologie, Klassischer Philologie und Alter Geschichte. Damit antwortet sie auf die Vielzahl der Quellen, die über die Fachkompetenz einer einzelnen Person hinausgehen, insbesondere die Präsenz sowohl textlicher (in verschiedenen Sprachen) als auch archäologischer Hinterlassenschaften. Es ist bewusst versucht worden, die Vortragsblöcke nicht einfach anhand der beiden behandelten Kulte zu strukturieren, sondern übergreifend inhaltliche Fragen zum primären Anordnungskriterium zu machen.

Der Aufbau des Tagungsprogramms dient einer klaren Vernetzung und dem Aufbau der Fragestellungen. Grundsätzlich sollen die Fragen für beide Kulte untersucht werden, um Ähnliche Strukturen ebenso wie potentielle signifikante Unterschiede herauszuarbeiten. Deshalb wird am Anfang eine methodische Einführung stehen, in der vor allem der Wert des „Flow“-Konzeptes herausgestrichen wird. Da hinter dem Transfer von Kulten immer auch konkrete Personen stehen, soll die Frage der beteiligten Akteure als nächstes aufgeworfen werden. Die mit dem linguistischen Transfer verbundenen Fragen bleiben auf den Isiskult beschräkt, da nur hier ausreichend Material in der ursprünglichen Kultsprache verfügbar ist. Dagegen kann für den visuellen Aspekt archäologisches Material wieder breit herangezogen werden. Gleiches gilt für die materiellen Kultgegebenheiten wie Architektur der Heiligtümer sowie Kultgerät. Mit dieser Sektion wollen wir der Tatsache Rechnung tragen, daß in der konkreten Praxis eben das Ritual für die Teilnehmer wichtig ist, dieses Ritual aber gleichzeitig nicht ohne Verbindung zu den Mythen und ihrer bildlichen Wiedergabe zu verstehen ist. Eine Abschlußdiskussion soll die Früchte der verschiedenen thematischen bereiche Zusammenführen und prüfen, wie es um Ähnlichkeiten und Unterschiede bei der Übernahme und dem Fluß zwischen dem Orient und Asien (und zurück!) tatsächlich bestellt ist.

 

Kontakt:

Prof. Dr. Christian Witschel

ZAW Seminar für Alte Geschichte u. Epigraphik

Marstallhof 4

69117 Heidelberg

Tel. (06221) 54- 2231

christian.witschel@zaw.uni-heidelberg.de

Prof. Dr. Joachim Friedrich Quack

Ägyptologisches Institut

Marstallhof 4

69117 Heidelberg

Tel. (06221) 54- 2532

Joachim_Friedrich.Quack@urz.uni-heidelberg.de

Webmaster: E-Mail
Letzte Änderung: 13.10.2009
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