Bakr Awa und Kunara: Archäologische Forschungen im Tanjaro-Tal

Das Institut für Ur und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie in Heidelberg führte in den Jahren 2009 bis 2011 archäologische Feldforschungen im Tal des Tanjaro-Flusses im irakischen Kurdistan (Shahrizor-Ebene in der Provinz Sulaimaniya) durch, einen vom DAAD unterstützten Survey sowie zwei Ausgrabungskampagnen am Fundort Bakr Awa, die durch die Fritz Thyssen Stiftung finanziert wurden. Weitere Ausgrabungen sind im Sommer 2013 und 2014 geplant. Die historische Forschung hat dieser Region bisher nur wenig Beachtung geschenkt, da die sie betreffende schriftliche Überlieferung in den sumerisch-akkadischen und babylonisch-assyrischen Quellen sehr bescheiden ist. Wegen der Kriege und der schwierigen politischen Verhältnisse, die in den letzten Jahrzehnten im kurdischen Teil des Irak herrschten, ist sie auch archäologisch nur ansatzweise erschlossen. In den letzten Jahren wurden hier jedoch mehrere Forschungsprojekte initiiert, die eine neue Bewertung der Siedlungs- und Kulturgeschichte dieser Gebiete erlauben. Maßgeblich tragen dazu die Geländebegehungen und die Erforschung der Umwelt bei, die von Archäologen und Historikern der Universität Heidelberg (2009), der Universität München (2010-12), University College of London (2010-12) und dem französischen CRNS (2012) durchgeführt wurden. Die vom Heidelberger Institut für Ur- und Frühgeschichte ausgegrabene Siedlungshügel Bakr Āwa war eine altorientalische Großstadt an der östlichen Peripherie Mesopotamiens, die nach den jetzigen Erkenntnissen von späten Chalkolithikum (4. Jahrtausend v. Chr.) bis zum osmanischen Zeit existierte. Die Grabungsergebnisse in Bakr Āwa sind für die Lösung chronologischer Fragen der umliegenden Siedlungsstätten von grundlegender Bedeutung und erlauben, die Geschichte einer Stadt zu skizzieren, die einerseits durch die Kultur der mesopotamischen Kerngebiete geprägt war, andererseits Einflüssen aus dem iranischen Hochland unterlag. Außerdem spiegeln sich in archäologischem Material besondere Merkmale einer lokalen Kultur wider. Diese Problematik soll während der Tagung diskutiert werden.
Zu dieser Diskussion wurden Fachkolleginnen von CNRS und der Universität in Paris eingeladen, die gegenwärtig komplementäre Feldforschungen im Nordteil des Tanjaro-Tals durchführen: einen Survey und eine Ausgrabung im Fundort Kunara, wo vor allem Kulturschichten aus der Bronzezeit zutage kamen (3. und 2. Jahrtausend v. Chr.). Neben den inhaltlichen Fragen, stehen eine Abstimmung der Ziele und der Methoden des deutschen und französischen Projekts sowie die organisatorische Zusammenarbeit auf der Tagesordnung. Eingeladen sind ebenfalls Vertreter des irakischen Antikendienstes der Provinz Sulaimaniya.
Die Tagung ist eine Fortführung von Kooperationsmaßnahmen, die vor einem Jahr mit einer ähnlichen Tagung im IWH begannen und eine Koordination der Feldforschungen mit dem History Department des University College of London als Ziel hatten.



Kontakt:
Prof. Dr. Peter A. Miglus
Institut für Ur- und Frühgeschichte
und Vorderasiatische Archäologie
Universität Heidelberg
Marstallhof 4
69117 Heidelberg

Tel: +49 (0) 6221/54 3415

E-Mail: peter.miglus@uni-heidelberg.de

Webmaster: E-Mail
Letzte Änderung: 04.06.2013
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