Die Variation der Tradition - Modalitäten der Ritualadaption im Alten Ägypten

Im Jahre 2013 wird der Heidelberger SFB „Ritualdynamik“ (http://www.ritualdynamik.de/) nach Erreichen der maximalen Förderungsdauer seine Arbeit einstellen. Das ägyptologische Teilprojekt dieses interdisziplinären Verbundes, welches der Leitung von Joachim F. Quack untersteht und dessen Mitarbeiter der Antragsteller ist, wird deshalb zum genannten Zeitpunkt eine Abschlusskonferenz unter dem angegebenen Titel durchführen. Nachdem im Jahre 2010 eine stark interdisziplinäre Tagung initiiert wurde, handelt es sich diesmal um eine rein ägyptologische Veranstaltung, die sich thematisch an den Zielsetzungen des Teilprojektes orientiert. Im Kern soll der Umgang der alten Ägypter mit ihren Ritualen unter dem Gesichtspunkt der Veränderung untersucht werden, die in einer intensiven Interaktion mit der überkommenden Tradition wahrzunehmen ist.
Unter der genannten Prämisse werden eine ganze Reihe von Fall- bzw. Textbeispielen vorgestellt und diskutiert werden, deren chronologischer Rahmen sich nach Maßgabe der Arbeitsbereiche der Konferenzteilnehmer von etwa der Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. bis in das 3. Jahrhundert n. Chr. erstrecken wird und damit in Einklang mit den Forschungsperspektiven des Teilprojekts steht.
Insbesondere bei Ritualkompositionen, die über sehr lange Zeit tradiert wurden, können bereits unintentional, d.h. rein infolge unaufmerksamer Abschrift, in ihrem Textbestand Schäden auftreten, als deren Folge man dann potentiell redaktionelle Arbeit annehmen kann, die aus dem zufällig entstandenen Wortlaut durch bewusste Arbeit wieder einen kohärent verständlichen Text erstellt. Ein solches Vorgehen wirft philologischerseits Fragen nach der Methodik einer ägyptologischen Textkritik auf.
Daneben wurden vorliegende Ritualsprüche und Sequenzen sehr vielfältig in immer neue Gesamtgebilde eingearbeitet. Eine sehr intensive Umarbeitung von Ritualvorlagen für je konkrete Situationen ist im Rahmen der Dekoration von Tempeln und Gräbern zu beobachten. Sehr häufig hat man hier auf vorliegende Langfassungen von Ritualsprüchen oder liturgischen Hymnen zurückgegriffen, daraus aber nur einzelne Phrasen oder Sätze herausgegriffen, neu zusammengemixt und stellenweise mit Versatzstücken anderer Herkunft verbunden. Damit liegt hier eine Situation vor, an der sich Ritualtransfer geradezu exemplarisch fassen lässt. Gleichzeitig bringt die vielfältige Einsetzbarkeit von Ritualen auch den Gesichtspunkt der „Agency“ in den Vordergrund. Ähnliche Rituale sind im königlichen Umkreis und der Elite, aber auch in der weiteren Bevölkerung bis wenigstens in die Mittelschicht gut fassbar. Um diesem Aspekt der Ritualadaption gerecht zu werden, ist es nötig, auch die archäologischen Hinterlassenschaften in den Blick zu nehmen. Deshalb wurden neben den überwiegend philologisch orientierten Tagungsteilnehmern auch solche eingeladen, deren Arbeitsbereich dezidiert der Archäologie zuzuordnen ist, womit zumindest eine nicht selbstverständliche „Interdisziplinarität“ innerhalb der Ägyptologie erreicht wäre.

Programm

Aushang Die Variation der Tradition


Kontakt:
Dr. Andreas Pries
Seminar für Ägyptologie
Marstallhof 4
69117 Heidelberg
Telefon: +49 (0)6221 54 2533 (Sekretariat)
E-Mail: andreashenningpries@gmx.de


 

Webmaster: E-Mail
Letzte Änderung: 07.12.2012
zum Seitenanfang/up